Das letzte Allegretto by Rebecca Gablé

Das letzte Allegretto by Rebecca Gablé

Autor:Rebecca Gablé [Gablé, Rebecca]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-10-07T04:00:00+00:00


10

Pünktlich um neun am Montag morgen fand er sich in Ambrosinis Büro auf der Heinrich-Heine-Allee ein. Es war dem seines Vaters nicht einmal unähnlich: von außen unscheinbar, von innen luxuriös und weiträumig.

Eine umwerfende, mandeläugige Exotin in einem Designerkleid am Empfang brachte ihm einen Kaffee und ein paar Zeitungen und versprach mit einem tröstenden Lächeln, Herr Ambrosini werde sicher bald Zeit für ihn haben. Man hätte meinen können, er käme zu einem Vorstellungsgespräch oder als Bittsteller.

Doch es blieb ihm kaum Zeit, sich über dieses alberne Theater zu ärgern. Nach wenigen Minuten betrat Ambrosini mit einem Satellitenschwarm von Begleitern das Foyer.

»Herr Wohlfahrt, schön, daß Sie kommen konnten. Wir fliegen nach Dresden.«

»Ah ja?«

Ambrosini nickte mit einem geschäftsmäßigen Lächeln. »Notartermin. Darf ich vorstellen, Herr Nitsche, unser Syndikus, Herr Theißen, mein Assistent.«

Magnus schüttelte zwei dargebotene Hände. Der Rest der kleinen Gruppe blieb anonym. Zwei trugen dunkle Uniformen wie Wachmänner, zwei weitere erschienen ihm sehr jung, in einem normalen Unternehmen hätte er sie für Trainees gehalten. Und vielleicht waren sie das auch.

In diesem Büro herrschte eine Atmosphäre hektischer Betriebsamkeit. Telefone klingelten, Faxgeräte piepsten, Mitarbeiter hasteten hierhin und dorthin. Nach wenigen Minuten fühlte Magnus sich atemlos. Er war fast erleichtert, als sie den Aufzug bestiegen.

»Wir werden unterwegs Zeit haben, das Wesentliche zu besprechen«, versicherte Ambrosini.

Magnus hob ergeben die Schultern. Ihm war es gleich. Was immer Ambrosini mit ihm besprechen wollte, er würde ja doch keinen Einfluß auf die Dinge haben. Wenn er ihn in seine Pläne für diesen Tag einweihte, dann wohl nur aus einer gönnerhaften Laune heraus.

Ein uniformierter Fahrer brachte sie in einem großen Mercedes nach Lohausen zum GA-Terminal des Flughafens, das von der Brandkatastrophe völlig verschont geblieben war. Nach kürzester Zeit saßen sie in einem üppig ausgestatteten Learjet, und Magnus hätte gerne gewußt, ob er Ambrosini gehörte oder gechartert war. Er sah sich verstohlen um, während Ambrosini mit seinem Assistenten ein paar Schriftstücke durchging. Cognacfarbene Ledersessel, Tischchen aus massivem Mahagoni, hier war nicht gespart worden.

Der Jet rollte auf die Startbahn, beschleunigte und hob ab. Magnus sah aus dem Fenster zu, wie die Häuser, Straßen und Autos unter ihm kleiner wurden. Nach kürzester Zeit zogen Wolkenfetzen vor dem Fenster vorbei; für einen Augenblick sah er den Fluß unter sich schimmern wie ein Band aus geschmolzenem Blei. Dann hatten die Wolken sie verschluckt.

Er erinnerte sich, daß er sich danach gesehnt hatte, durch die Wolken zu tauchen und wegzufliegen. So hatte er sich das allerdings nicht gedacht. Wozu wegfliegen, wenn er seine Bürde mitnehmen mußte?

Kurz vor Erfurt kamen sie in ungemütliches Wetter, und es ruckelte ein wenig.

»Ich hoffe, Sie werden nicht luftkrank?« fragte Ambrosini plötzlich neben ihm.

Magnus sah auf. »Nein. Nur bei Loopings.«

Ambrosini lachte. »Die bleiben uns hoffentlich erspart. Entschuldigen Sie den überstürzten Aufbruch, Magnus. Letzte Woche bekam ich ein verlockendes Kaufangebot für das Objekt in der Goethestraße, und ich habe sofort zugesagt. Aber der Notar unseres Käufers hatte nur noch einen Termin frei, heute vormittag.«

Magnus warf ihm einen spöttischen Blick zu. »Entschuldigen Sie sich nicht. Ich stehe voll und ganz zu Ihrer Verfügung. Das wissen Sie doch.«

»Das ist gut zu hören.



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